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Kauft die Reinhold-Schneider-Villa

Wie die Badische Zeitung am 18.9.2014 berichtete, hat sich eine Initiative zum Erhalt der Reinhold-Schneider-Villa als Kulturstätte gegründet, die sogar am Tag davor eine große Anzeige ebenfalls in der BZ mit vielen Unterstützern geschaltet hat. Dabei handelt es sich zunächst um ein löbliches Ansinnen, denn schließlich war Reinhold Schneider ein bedeutender Schriftsteller und die Stadt Freiburg verleiht sogar regelmäßig einen Reinhold-Schneider Kulturpreis. Auch der grundsätzliche Ansatz, dort ein Kulturhaus mit literarischer Ausrichtung zu unterhalten, ist durchaus nachvollziehbar.

Befremdlich ist allerdings der gleichzeitig erfolgte Ruf nach Vater Staat. So hieß es von Seiten der Initiative, dass doch bitte die Stadt Freiburg die Villa käuflich erwerben und der gewünschten Nutzung zuführen möge. Hier zeigt sich besonders deutlich das Dilemma der Kulturpolitik in unserem Wohlfahrtsstaat. Man kommt offenbar gar nicht mehr auf den Gedanken, so ein Projekt selbst in die Hand zu nehmen und eigenverantwortlich und selbstbestimmt umzusetzen. Vielmehr scheint es auszureichen, ein Eigeninteresse zu formulieren, dies dann im Zweifel als Gemeinwohl zu definieren und dann die Verantwortung an die Stadt abzuschieben.

Wenn den Unterstützern wirklich an der Villa und deren Erhalt sowie einer zumindest partiellen kulturellen Nutzung gelegen ist, dann sollten sie sich an den derzeitigen Eigentümer wenden, in Kaufverhandlungen eintreten, erwerben und anschließend das Anwesen selbst bewirtschaften. Ein Blick auf die prominente Unterstützerliste zeigt, dass sich hier viele mit Sicherheit finanzstarke und potente Persönlichkeiten engagieren, für die es ein leichtes wäre, das nötige Kapital aufzubringen und das Projekt zum Beispiel im Rahmen einer Stiftung umzusetzen.

Wir müssen in unserer Gesellschaft wieder dahin zurückfinden, dass kulturelles Engagement und Kulturförderung nicht ausschließlich als staatliche Aufgabe gesehen wird. Vielmehr wären Eigeninitiative und Eigenverantwortung gefordert. Das Reinhold-Schneider Haus ist dafür ein gutes Beispiel.

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