Nicht zuletzt wegen der Schließung des Rotteckrings, aber auch anderer verkehrlicher Maßnahmen wie zum Beispiel dem Rückbau der Habsburger Straße beschlich in letzter Zeit manche das Gefühl, dass in Freiburg die Zahl der Staus steigt und die Verweildauer in diesen zunimmt. Auch ich hatte als Fahrlehrer, der den ganzen Tag über viel in Freiburg herumkommt, genau diesen Eindruck.
Dann wurde die Verwaltung danach befragt, die ihrerseits schnell ein Gutachten in Auftrag gegeben hat, um der Sache nachzugehen. Und, wen wird es wundern, das Ergebnis war klar und eindeutig: in Freiburg gibt es quasi keine Staus, der Verkehr ist flüssig, die grünen Wellen funktionieren und wer das Gegenteil behauptet, hat schlicht keine Ahnung. Alles ist gut, so wie immer.
Aber irgendwie war ich mir nicht so ganz sicher, dass all meine persönlichen Erfahrungen und die der anderen Mitarbeiter nur eine Halluzination sein sollten, weshalb ich mir erlaubt habe, im Verkehrsausschuss etwas nachzuhaken. Dabei bin ich vor allem auf zwei Dinge gestoßen:
1. große Staubereiche wurden schlicht nicht in das Gutachten einbezogen:
Auf meine Frage, warum denn zum Beispiel der Bereich der B31 Richtung Stadtmitte vor der Kronenbrücke mit seinen täglichen kilometerlangen Staus nicht auftaucht, bekam ich folgende Antwort: man habe die Messungen für das Gutachten erst ab der Ampel an der Kronenbrücke vorgenommen, um die Wirksamkeit der grünen Welle zu prüfen. Die Staus davor seien nötig, damit der Verkehr dann ab der Kronenbrücke fließen kann. Demnach hat man also den Stau vor der Kronenbrücke ausgeblendet, um dann von einem fließenden Verkehr nach der Kronenbrücke zu sprechen. Das ist in meinen Augen geradezu eine Verhöhnung all derjenigen, die täglich dort im Stau stehen müssen.
2. in den schriftlichen Vorlagen der Verwaltung für den Verkehrsausschuss wurden vor allem in Anlage 2 nur die Ergebnisse der Nebenverkehrszeiten aufgeführt. So kann man die Menschen natürlich auch an der Nase herumführen. Die Feststellung, dass der Verkehr in Nebenverkehrszeiten einigermaßen fließt, bedarf keiner großartigen gutachterlichen Leistung. Aber die Menschen interessiert in erster Linie, wie es sich mit dem Verkehr verhält, wenn sie auch unterwegs sind. Und da hat der Gutacher in der mündlichen Darstellung ein ganz anderes Bild gezeichnet, nämlich dass der Verkehr zu den Hauptzeiten an vielen Stellen quasi komplett zusammenbricht. Aber dies hat man in den Vorlagen weggelassen, vermutlich weil die echten Zahlen nicht in das gewünschte Bild gepasst haben und man sich nicht eingestehen wollte, dass es um den Verkehr in Freiburg bei weitem nicht so gut bestellt ist wie behauptet.
Jeder kann sich nun selbst überlegen, ob man die methodischen Defizite oder die selektive Darstellung der Ergebnisse des Gutachters nur als Augenwischerei bezeichnen möchte oder schärfere Formulierungen angebracht wären. Ich jedenfalls wundere mich über die Leichtgläubigkeit im Verkehrsausschuss und denke, die Verwaltung sollte nicht mit solchen Tricks den Menschen einen flüssigen Verkehr vorgaukeln, den es so nicht gibt. Denn wenn es ein Problem gibt, sollte man sich dem auch stellen, anstatt es auf mehr oder weniger unredlichem Wege beiseite zu schieben.
Für alle, die etwas genauer nachlesen wollen: hier geht es zu den Vorlagen
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