Wer vor einem halben Jahr prophezeit hätte, dass der FDP der Wiedereinzug in die Hamburger Bürgerschaft gelingt, den hätte man vermutlich für verrückt erklärt. Wohin man auch blickte, lag die FDP höchstens bei drei Prozent und viele Kommentatoren hatten die FDP bereits abgeschrieben. Zudem schienen die Querelen bei den Hamburgern und die Abspaltung der so genannten Neuen Liberalen das Projekt Wiedereinzug noch stärker zu gefährden.
Doch das Team um Katja Suding, Christian Lindner, Nicola Beer, Marco Buschmann, Lencke Steiner, Wolfgang Kubicki und all den vielen weiteren Helferinnen und Helfern ließ sich nicht irritieren. Sie haben in einer riesigen Kraftanstrengung großes geleistet. Lindner hat mit dem neuen Leitbild der FDP zunächst den Weg für ein neues inhaltliches Fundament geebnet. Die breit angelegte Diskussion in der Mitgliedschaft hat die Partei ohne Zweifel wiederbelebt. Konsequenterweise wurde dann der gesamte Außenauftritt neu gestaltet, was sich auch in einer neuen und modernen Art der Dreikönigskundgebung manifestierte.
In Hamburg wurde der neue Weg dann konsequent umgesetzt. Katja Suding hat hier ihre Kompetenz als Medienprofi voll ausgespielt. Ein sympathischer, moderner und lebensfroher Parteiauftritt mit neuen Farben und neuem Elan weckte geschickt das Interesse der Menschen. Suding verstand es aber auch, immer wieder die hamburgspezifischen Inhalte in den Vordergrund zu rücken. Die gesamte Kampagne sollte daher als Vorbild für all die Wahlkämpfe dienen, die in nächster Zeit folgen, vermittelte sie doch die wesentlichen Aspekte des neuen Leitbild des FDP, einer FDP, die weltoffen, optimistisch und modern ist, empathisch auf die Menschen zugeht und deren Sorgen und Nöte aufgreift. Das Trio Suding, Steiner, Beer strahlte darüber hinaus eine neue Weiblichkeit der FDP aus und auch die Rede Lindners, die zum youtube-Hit wurde, erzeugte immense Aufmerksamkeit.
Da verwunderte es nicht, dass sich die Medien immer stärker für die FDP interessierten und am Schluss der Eindruck entstand, dass viele Kommentatoren den Freien Demokraten sogar noch den letzten Schubs über die 5%-Hürde geben wollten. Auch dass Suding und Lindner sich gemeinsam für die Möglichkeit einer Neuauflage einer sozialliberalen Koalition ausgesprochen haben, unterstreicht deren Potenzial, sich für neues zu öffnen. Alles in allem kann man dem neuen Team nur danken und froh sein, dass die Freien Demokraten auf diese Weise eine neue Chance erhalten haben, dem Liberalismus in Deutschland wieder eine Stimme zu geben. Diese gilt es zu nutzen und den neuen Kurs auch in Bremen oder Baden-Württemberg umzusetzen.
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