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Mit Nationalismus spielt man nicht

Der Ausgang der Bundestagswahl und der große Erfolg der AfD dürften trotz der vielfach zur Schau gestellten Empörung niemanden wirklich überrascht haben. Lange vor den Wahlen in der BRD wurde schon in den USA ein Nationalist, der die Welt täglich mit seinen dümmlichen America first tweets beglückt, zum Präsidenten gewählt, in Großbritannien erstritten die Nationalisten die Abspaltung ihres Landes von der EU und in Polen, Ungarn und weiteren Ländern steht zu befürchten, dass man sich an die nationalistische Hetze der herrschenden Politiker regelrecht gewöhnt. Deutschland hat es mit der AfD nicht einmal so hart getroffen, wie andere Staaten in Europa, die Türkei, Russland oder die USA. Denn hierzulande wird der Einfluss der AfD begrenzt bleiben und niemand käme auf den Gedanken, mit diesen rechtsgerichteten und nur auf Krawall gebürsteten Politrabauken ernsthaft über Politik sprechen zu wollen. Umgekehrt verhält es sich genauso, da die AfD ja nicht den Anspruch hat, sich ernsthaft oder gar konstruktiv politisch betätigen zu wollen. Denn dann, und das ist sogar das eigentlich Bedenkliche an der Entwicklung, würde sie sofort einen Großteil ihrer Wähler verlieren.Schließlich wird die AfD von der Mehrheit der Wählerinnen und Wähler als Mittel zum Protest genutzt. Die Attraktivität der AfD besteht ja zu zu einem Gutteil darin, dass man diejenigen, die Politik ernst nehmen, richtig hart treffen möchte. Und all diejenigen, die unzufrieden sind oder sich unverstanden fühlen, haben gerade anhand der Beispiele in den USA & Co. gelernt, wie das am besten geht. Indem man bei der Wahl auf politische Kräfte setzt, die für Ausgrenzung und Abgrenzung stehen und die sich gegen eine freiheitliche, offene und tolerante Gesellschaft stellen, erreicht man die maximale Provokation. Eine jede Wählerin und ein jeder Wähler wird nun auch in Deutschland vielleicht innerlich darüber frohlocken, dass man es „denen“ mal so richtig gezeigt hat. Bedauerlicherweise vergisst man aber dabei, das „denen“ hinreichend zu definieren und auch über das, was genau man denen so zeigt, denken wohl nur die wenigsten nach. Bei diesem letzten Satz höre ich schon sofort den Aufschrei, dass ich also auch zu denen gehöre, die nur die Wähler beschimpfen und überhaupt nicht verstanden haben, dass man die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen muss und dass gerade diese Art von Ignoranz zu der Entwicklung geführt hat. Doch dieser Vorwurf greift ins Leere. Als selbst erklärter Wutbürger sich aus einem diffusen Zorn heraus gegen einen vermeintlich politischen Mainstream zu wenden und dabei schlichte Argumentationsmuster anzuwenden, ist schnell und einfach zu realisieren. Man kann aber sehr wohl die Sorgen und Nöte der Menschen ernst nehmen, ohne deshalb gleich ein hohes Maß an Verständnis für die Wahl der AfD aufzubringen. Denn eines muss man klar und deutlich sagen: Mit Nationalismus spielt man nicht. Demokratie ist nicht ein System, in dem man sich verhalten kann wie ein beleidigter teenager, der seine Eltern provoziert, um es „denen“ mal so richtig zu zeigen. In der Demokratie müssen bei allem Verständnis für Unzufriedenheit und berechtigte Kritik die Folgen des eigenen Handelns berücksichtigt und ein Mindestmaß an Verantwortung übernommen werden. Gerade die eingangs erwähnten Beispiele für die Erfolge von Nationalisten zeigen doch ganz aktuell, wohin die unbedachte Provokation führt. In der Türkei werden kritische Journalisten eingesperrt, in Polen wird die Gewaltenteilung offen attackiert, in Großbritannien herrscht Brexitchaos und bei den USA fragt man sich, ob der Irre uns „nur“ in eine Wirtschaftskrise stürzt oder gar in einen neuerlichen Krieg zwingt. 

In Deutschland sind die wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen so gut wie nie zuvor in der Geschichte. Gleichwohl ergeben sich mit jedem neuen Tag auch Dinge, die es zu verbessern gilt. Mit jedem neuen Tag gibt es mehr oder weniger vorhersehbare Entwicklungen, auf die man reagieren muss. Und ja, auch in der Politik und den Medien werden wie überall Fehler gemacht, die zu beseitigen sind. Aber all das darf noch lange nicht dazu führen, dass man sich statt von Vernunft und Verstand von Haß und Wut leiten lässt und auf nationalistische Kräfte setzt. Denn schneller als man denkt, wird man dann die Geister nicht mehr los, die man gerufen hat. Demokratie ist anstrengend, kostet Zeit, verlangt Engagement und vor allem eine breite Informationsgrundlage, für die man selbst sorgen muss. Aber es ist allemal lohnender, sich den Schwierigkeiten des demokratischen Prozesses zu stellen, als in Form eines vermeintlich schnellen und bequemen Protests auf die dumpfen Parolen des rechten Rands zu setzen. Also lasst uns täglich darüber sprechen, was wir besser machen können, aber lasst uns niemals dem Gedankengut der AfD auch nur einen Millimeter entgegen kommen.

Foto: e2dan / Shutterstock.com

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